Die Straßen - früher und heute

Seit mehr als 30 Jahren begleitet die Stiftung Äußere Neustadt die Entwicklung der Äußeren Neustadt. Bei einem Vergleich aktueller Fotos der Stiftung mit Aufnahmen der bekannten Neustädter Fotografen Christine und Günther Starke aus dem Jahr 1993 werden Veränderungen augenfällig. Auffallend ist zudem welch hohe handwerkliche Qualität die Fotos der Neustädter Fotografen haben.

Die aktuellen Ansichten wurden von Thomas Pieper fotografiert und zur Verfügung gestellt.

Böhmische Straße

In der Böhmischen Straße gibt es noch einige sehr alte Häuser, die teilweise noch vor der sogenannten Gründer- und Kaiserzeit um 1860 errichtet wurden. Bis 1990 waren die meisten der schönen alten Häuser wegen ihres Bauzustandes für den Abbruch vorgesehen. Glücklicherweise konnte dies verhindert werden. Hier entstand auf Initiative der Bewohner der erste größere Spielplatz der Neustadt, wurde Verkehrsberuhigung erstmals praktisch umgesetzt. In den Häusern 29 bis 35 ließen sich in Form von Baugemeinschaften junge Menschen dauerhaft mit ihren Familien nieder, eine Kindertagestätte des Känguruh e.V. direkt gegenüber. Was will Mann/ Frau mehr?  

Holzhofgasse

Im Jahr 1945 wurden Teile der historisch wertvollen Wohnhäuser und Villen der Holzhofgasse zerstört. Nach 1990 war durch den privaten Eigentümer des Grundstücks Holzhofgasse 17 eine fast vollständige und sehr hohe Überbauung des gesamten Grundstücks vorgesehen. Im Rahmen der Stadterneuerung konnte das Grundstück durch die Stadt gekauft und zu einer KITA mit ansprechender Freifläche entwickelt werden. Wenn die Holzhofgasse nicht zeitweilig als Umgehungsstraße der Bautzner Straße herhalten muss, lässt es sich in den gefühlvoll sanierten und neu gebauten Häuser der Gasse schön wohnen. Beim Bäcker am Pferdekopfbrunnen, am Eingang der Holzhofgasse kann man dem Treiben der Neustadt gelassen zuschauen.  

Kamenzer Straße

Bis weit nach 1990 war die Kamenzer Straße für Radfahrer eher nur auf dem Fußweg befahrbar, Autofahren fürchteten um den Boden ihrer Gefährte. Der Blumenladen von Frau Lötzsch im nach dem Krieg halbierten Haus und die Bäckerei Claudius waren damals bei allen Neustädtern bekannt und beliebt. Nicht nur hier ist die beschauliche Ruhe am Randes des baulichen Verfalls dem quirligen Leben des beliebten Stadtteils gewichen. Immer noch ist die Kamenzer Straße mehr den Bewohnern als den Touristen vorbehalten- das bleibt hoffentlich auch so.

Alle Häuser saniert, mittlerweile oftmals „verziert“, die ehemalige Baulücke Kamenzer Straße 24-28 geschlossen und u.a. mit einem Parkhaus bebaut. Die Frage wieviel Baudichte verträgt die Neustadt hat wurde hier heftig diskutiert, es wurden Argumente getauscht, Demos organisiert und Eier auf Entwickler geworfen. Der dort eingerichtete „Netto“ führte nicht wie vorausgesagt zum Sterben aller kleinen Geschäfte der Straße. Heute ist die Kamenzer immer noch eine schöne Wohnstraße.

Prießnitzstraße

Alle Häuser an der Kreuzung zur Louisenstraße dämmerten ihrem Abbruch entgegen. Nach geförderten Sicherungsmaßnahmen zu Beginn der 1990 haben die Grundstückseigentümer alle Gebäude Schritt für Schritt saniert. Heute am Bekanntesten ist das Stadtteilhaus in der Nr. 18, ein Sitz vieler lokaler Initiativen und Vereine, gleichzeitig eines der Vorbilder für weitere Kultur- und Nachbarschaftszentren in anderen Stadtteilen Dresdens. Hier wie in anderen Straßen auffällig ist die Änderung der Gewerbestrukturen des Stadtteils im Laufe der Jahre.

Sebnitzer Straße

Mit dem ersten Westgeld füllten sich die bis dahin fast leeren Straßen schnell mit (gebrauchten) Autos, so auch in der Sebnitzer Straße. Heute ist die Straße schöner, denn sie ist nicht mehr nur Parkplatz und Wohnstraße, sondern Ort der Begegnung, für Fußgänger und Radfahrer gut zu nutzen.
Nach 1990 kauften mehrere Baugemeinschaften verfallende Gebäude an der Kamenzer Straße. Die Akteure wohnen immer noch dort, haben Häuser und Gärten mit hohem Einsatz liebevoll saniert und gestaltet.

Der von der örtlichen Bürgerinitiative IG Äußere Neustadt eingeforderte Spielplatz entstand an Stelle eines vor 1990 abgebrochenen Hauses. Der Mitte der 1990 er Jahre gepflanzte Baum schafft Schatten, nicht nur für die dort spielenden Kinder, auch angesichts des Klimawandels nötig und willkommen. Alle Spielplätze des Viertels wurden seit ihres Baus in den 1990 er Jahren inzwischen mehrfach umgebaut und erneuert.

Schönfelder Straße

Die vielleicht die schönste Straße des Viertels war bis 1994 auch die Verfallendste. Nur wenige Häuser waren noch bewohnt. Bei einem Haus konnte nur noch die Fassade gerettet werden. Heute stehen die Bäume dort wo sie hingehören, zwischen Fußweg und Straße, nicht mehr auf den kaputten Dächern.

Heute kommt man besser über die Straße und muss beim Gang in Richtung Kamenzer Straße nicht um sein Leben fürchten, da früher oft Teile des Daches herunterfielen. Da die Straße umfassend saniert wurde, wird sie sicher nicht so bald wieder auf- und umgegraben werden.