Eine gute Fee hilft der anderen

Malwina
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Die Stiftung unterstützt Malwina oft, wenn’s klemmt

Malwina – wie die gute Fee in Tolstois „Abenteuern des Burratino“ – heißt ein Verein in der Äußeren Neustadt. Die Gründungsmitglieder wohnten 1990 selbst in dem sozialen Brennpunkt und wollten, ähnlich dieser guten Fee, denjenigen helfen, die es am nötigsten hatten. Dass die Fee Malwina so lange schon und so hilfreich im Stadtteil wirkt, ist nicht zuletzt der guten Fee namens Stiftung Äußere Neustadt Dresden zu danken. „Sie hat uns immer hilfreich zur Seite gestanden und wesentlich dazu beigetragen, dass Projekte wie beispielsweise die Beratungsstelle erst einmal starten konnten und inzwischen als feste Angebote im Stadtteil integriert sind“, sagt Kerstin Rößiger. Anfangs standen existenzielle Lebensbedürfnisse im Vordergrund wie Waschsalon, Fahrradwerkstatt, Hilfe bei Handwerksarbeiten und Volksküche.

Der Waschsalon

1990 entstand im Hinterhaus der Louisenstraße 48 – gleich neben der damaligen Nordbadruine und den neu darin eingerichteten Reinigungsbädern – ein Waschsalon. Dort konnten einkommensschwache Neustädter kostengünstig vier Maschinen und einen Trockner nutzen. Es kamen kinderreiche Familien, Senioren, Studierende, Alleinerziehende und Obdachlose. Erwerbsverlust und Wohnungsmodernisierungen hatten sie überrollt und  aus ihren angestammten Lebensbezügen und sozialen Kontakten gerissen. Die anderen wohnten noch in unsanierten Wohnungen mit Kaltwasseranschluss und Leitungen über Putz, wo bei über  zwei  Kilowatt Belastung die Sicherung herausflog. Die dritten hatten einfach kein Geld für ein neues Gerät. Manche kamen auch nur auf einen Kaffee vorbei, viele wegen des günstigen warmen Mittagessens. Beliebt waren die Lesungen mit dem Treber-Original Kurt. Nebenbei kam man ins Gespräch – Sozialarbeiter nennen das „niedrigschwelliges Angebot“. Ein frequentierter Nachbarschaftstreff war entstanden.

Betreutes Wohnen

Aus den Studierenden aus der Anfangszeit des Vereins waren mittlerweile TU-Absolventen der Sozialpädagogik geworden, die sich angesichts des Bedarfs an erzieherischen Hilfen in die Arbeit stürzten. In dieser Phase der Professionalisierung der Jugendhilfe bei Malwina e.V. erweiterte sich die Angebotspalette gemäß Kinder- und Jugendhilfegesetz. Die gute Fee wandte sich nun überlasteten Familien, alleinstehenden Müttern und gefährdeten Kindern und Jugendlichen zu.

So wurden seit 1996 in zwei Wohnungen unter dem Dach der Böhmischen Straße 26 jeweils zwei Jugendliche in einer Wohngemeinschaft betreut. Die 16- bis 18-Jährigen – Heimkinder oder der ausbrechende Nachwuchs überforderter Eltern – stehen oftmals ohne Schulabschluss oder Lehrstelle da und haben ein soziales Bewältigungsrepertoire entwickelt, das von geltenden Normen und Werten abweicht.    Bei der eigenständigen und kreativen Einrichtung der Räume, die aus öffentlichen Mitteln mitfinanziert wurden, blieb 1997 ein Defizit von 3.000 DM offen, da wegen der Förderrichtlinien nicht alle Gegenstände aus solchen Geldern bezahlt werden durften. Wieder half die Stiftung bei der Anschaffung von Lampen sowie beim Kauf von Holz für ein selbst gebautes Hochbett und eines Staubsaugers.

 

Beratungsstelle

„Eigentlich könnte die Louisenstraße auch Malwinastraße heißen“, meint Kerstin Rößiger. Denn neben dem Sitz in der Nummer 46 und der Kindertageseinrichtung mit Freizeitzentrum in der Nummer 41 betreibt der Verein in der Nummer 54 seit 2003 auch eine Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Familien. Fünf Mitarbeiterinnen stehen dort allen – von Kind bis zu den Großeltern, von sozial Benachteiligten bis zu Gutverdienern – zur Seite, wenn sie unter Trennung und Scheidung, Verhaltensauffälligkeiten oder innerfamiliären Konflikten leiden. Als sich nachträglich eine Finanzlücke in den Miet- und Betriebskosten aus dem Anfangsjahr ergab, die weder vom Jugendamt noch aus Vereinsmitteln zu deckeln war, sprang erneut die Stiftung in die Bresche und schoss die Hälfte zu: stattliche 8.000 Euro.

Schneiderei Nadelöhr

Die  vierte Finanzspritze in Höhe von 5.000 Euro verabreichte die Stiftung 2005.

Diesmal ging es der guten Fee Malwina um minderjährige Mütter. Diese sind oft mit der frühen Verantwortung für Baby und Kleinkind und der parallel anstehenden Vollzeitlehre schlicht überfordert. Einen situationsangepassten, lebensbegleitenden Ausbildungsgang für diese Minderheit anzubieten, konnten und wollten Bildungsträger mit staatlichen Lehrplänen nicht leisten. Also richtete Malwina eine ESF-geförderte Teilzeitausbildung zur Schneiderin ein. Die Stiftung unterstützte die Anschaffung einer Industrienähmaschine, einer Overlook- und einer Stickmaschine sowie einer Bügelstation.

Heute stehen die Maschinen im Kinder- und Jugendhaus „Louise“ für Freizeitangebote zur Verfügung; im Mutter-Kind-Haus tun sie ebenfalls gute Dienste bei der Ausbesserung und Herstellung von Kinderbekleidung.

Heute fest integriert

„Malwina e.V. – zukunftsorientierte soziale Arbeit aus Dresden-Neustadt“ wurde als einer der ersten freien Träger von sozialraumorientierter Arbeit für Kinder, Jugendliche, Familien und sozial benachteiligte Menschen ins Dresdner Vereinsregister eingetragen. Mit Bildung, Beratung, Förderung, Freizeitgestaltung und Hilfen zur Erziehung sind die Angestellten und Ehrenamtlichen bis heute vorwiegend im Stadtteil, aber auch in Pieschen und Johannstadt unterwegs.

Durch seine lokale Verankerung ist der Verein aus Sicht der Stiftung unverzichtbar für die Sozialarbeit im Stadtteil