Das Viertel ist stolz auf seinen berühmten Sohn
Die Stiftung finanzierte zwei Bausteine im Erich-Kästner-Museum
Wer Erich Kästner war, muss man geborenen Dresdnern nicht erzählen. Auch Zugezogenen oder Besuchern dieser Stadt ist der weltbekannte Schriftsteller ein Begriff. Erich Kästner hat seine Kindheit in der Äußeren Neustadt und im Hechtviertel in Anekdoten, Beschreibungen und Betrachtungen ausführlich festgehalten. Seine Erinnerungen von 1957 an jene fernen glücklichen Tage – „Als ich ein kleiner Junge war“ – beschreiben die Antonstadt zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts auf liebevolle, lehrreiche und humorvolle Art. Einer der dort erwähnten Orte ist die Antonstraße 1, einst Wohnhaus des Onkels Franz Augustin.
„Am liebsten hockte ich dann auf der Gartenmauer und schaute dem Leben und Treiben auf dem Albertplatze zu. Die Straßenbahnen, die nach der Altstadt, nach dem Weißen Hirsch, nach dem Neustädter Bahnhof und nach Klotzsche und Hellerau fuhren, hielten dicht vor meinen Augen, als täten sie ’s mir zuliebe. Hunderte von Menschen stiegen ein und aus und um, damit ich etwas zu sehen hätte. Lastwagen, Kutschen, Autos und Fußgänger taten für mich, was sie konnten. Die zwei Springbrunnen zeigten ihre Wasserkünste. Die Feuerwehr ratterte, mit ihrem Hornsignal und glockenläutend, vorbei. Schwitzende Grenadiere kehrten, singend und im Gleichschritt, von einer Übung in die Kaserne zurück. Eine königliche Equipage rollte vornehm übers Pflaster. Eisverkäufer in weißer Uniform verkauften an der Ecke Waffeln für fünf und für zehn Pfennige. Ein Bierwagen verlor ein Hektoliterfaß, und die Neugierigen kamen gelaufen. Der Albertplatz war die Bühne. Ich saß zwischen Jasmin und Bäumen, in der Loge und konnte mich nicht sattsehen.“
Das zum 100. Geburtstag am 23. Februar 1999 eingeweihte Denkmal auf der Gartenmauer und das zum 101. Geburtstag eröffnete dortige Museum halten die Erinnerung an den pazifistischen Schriftsteller wach und mit einem ambitionierten Veranstaltungsprogramm lebendig.
Bewahrung kultureller Stadtteilidentität
Die Neustädter sind stolz auf ihren berühmten Sohn der Königsbrücker Straße. Sie zeigen ihren Gästen die Tafel am Geburtshaus Nummer 66, die Stele am Eingang zur Alaunstraße und natürlich das Museum mit dem gepflegten Garten am Albertplatz. Die Stiftung hat für die tätige Bewahrung kultureller Stadtteilidentität dem interaktiven Mikromuseum in den Jahren 2003 und 2004 zwei Bausteine im Wert von jeweils 4.000 Euro finanziert.
Mittlerweile beherbergt die Ausstellung 13 solche Module in Form von nach allen Seiten zu öffnenden Schränken. Diese enthalten Zeit- und Lebenszeugnisse von Dokumenten über Bücher bis hin zu alten Film- und Rundfunkaufnahmen. Das Wissen um Erich Kästner und seine Werke trägt seit Kurzem sogar ein Museumsmobil durch Deutschland und vielleicht noch darüber hinaus.