Die Geschichte
12. Jhd.
Deutsche Siedler roden den Heidewald nördlich des slawischen Fischerdorfes auf der rechten Elbseite.
1403
Das rechtselbische Altendresden, die heutige Innere Neustadt, erhält das Stadtrecht.
16. Jhd.
Der Stadtteil versandet, da nach dem Dreißigjährigen Krieg der größte Teil des Waldes abgeholzt war. Die Unwirtlichkeit ermöglichte keine Nutzung. Lediglich Galgen und Rad befinden sich in dieser Zeit im Gebiet.
1701
August der Starke gibt das Gebiet zur Bebauung frei: Danach kommt es zur ersten Besiedlung durch protestantische Flüchtlinge aus Böhmen, Gastwirte und niedere höfische Beamte.
1700 bis 1750
Obdachlose aus dem Siebenjährigen Krieg werden angesiedelt. Mit der zunehmenden Bevölkerung des Neuen Anbaus entstehen die Amts- und Rathsgemeinde vor dem schwarzen Thor.
1751
Der israelitischen Gemeinde wird die Anlage einer Begräbnisstätte zwischen heutiger Prießnitz- und Pulsnitzer Straße erlaubt.
1750 bis 1800
Wirtschaftsbetriebe und Infrastruktureinrichtungen entstehen, darunter 1789 eine Armenschule auf der heutigen Louisenstraße, deren Gebäude noch heute großteils erhalten ist.
1815
Nach der Schleifung der Dresdner Festungsanlagen wird der heutige Albertplatz angelegt. Gleichzeitig wird ein Bebauungsplan festgelegt, der für Teile der heutigen Inneren und Äußeren Neustadt eine Neubebauung in offener Bauweise vorschreibt.
1835
Die heutige Äußere Neustadt und das Preußische Viertel werden als Antonstadt eingemeindet.
1850 bis 1900
Die geschlossene Bauweise setzt sich durch. Unter Beibehaltung des Straßennetzes werden die Gartenhäuser an den Straßen ergänzt oder durch drei- bis viergeschossige Bauten ersetzt. Dadurch ergeben sich die für die gründerzeitlichen Gebäude zu engen Straßen und die großen Höfe.
ab 1870
Der größte Teil der heute noch erhaltenen Bausubstanz der Antonstadt und der umgebenden Gebiete wird geschaffen.
1900
Die städtebauliche Entwicklung der Antonstadt ist zum größten Teil abgeschlossen.
1914
Die Antonstadt ist mit knapp 40.000 Einwohnern dicht besiedelt.
1945
Bombentreffer führen zum Tod vieler Menschen und zur Zerstörung von Häusern, besonders an der Kreuzung Alaun-/Ecke Louisenstraße und südlich der Bautzner Straße.
ab 1970
Erste Gebäude werden abgebrochen, weil deren Instandsetzung jahrzehntelang vernachlässigt worden war, denn finanzielle und materielle Voraussetzungen zur Erhaltung der Altbauquartiere fehlten in allen Stadtteilen Dresdens.
1972
Die meisten Betriebe werden verstaatlicht.
1974
Das bekannte Stadtteilbad „Nordbad“ wird baupolizeilich gesperrt.
1982
Von 8.260 Wohnungen im Kerngebiet zwischen Königsbrücker Straße, Bischofsweg, Prießnitz- und Bautzner Straße sind 1.130 unbewohnt. Die Hauptschäden an den Gebäuden betreffen Dächer und Regenrinnen.
ab 1985
erste einzelne Sprengungen
1987
Der flächenhafte Abriss vieler Quartiere des Stadtteils und die ersatzweise Errichtung von Plattenbauten werden geplant.
Auch für die anderen Teile der Äußeren Neustadt lagen Abrisspläne vorlagen.
Plan vom Stadtbauamt Dresdens aus dem Jahr 1989 mit
roten Flächen: Erhalt
gelben Flächen: Abbruch
1989
Die Bürgerinitiative IG Äußere Neustadt gründet sich mit dem Ziel einer behutsamen Erneuerung des Stadtteils. Bis zu ihrer Auflösung im Jahr 2006 gibt sie viele Impulse für die Stadtteilentwicklung.
bis 1990
30 Prozent aller Wohnungen stehen leer. Die anderen verfallen, was die soziale Abwertung ihrer Bewohner nach sich zieht.
1990
Die Freie und Hansestadt Hamburg schickt auf einen Hilferuf der IG Äußere Neustadt hin Architekten und 3,0 Millionen Euro in den Stadtteil. Damit finanziert sie Dachnotreparaturen, vorbereitende Planungen für Spielplätze und das Nordbad sowie die Sanierung der Pulsnitzer Straße 10.
Im März erklärt die Stadtverordnetenversammlung die Äußere Neustadt zum förmlich festgelegten Sanierungsgebiet, obwohl das Baugesetz der DDR diese Regelung gar nicht vorsah. Nach bundesdeutschem Vorbild waren die Sanierung für 15 Jahre, zwölf Millionen DM Städtebaufördermittel, eine Veräußerungssperre für Grundstücke, ein Umnutzungsverbot für kommunales Eigentum, der Schutz der Bewohner vor unzumutbaren Mieterhöhungen und die Erstellung eines Sozialplanes vorgesehen.
Im April nimmt die Sanierungskommission ihre Arbeit auf und bildet ein anerkanntes Gremium der Bürgerbeteiligung. An dem Runden Tisch kommen bis 1999 regelmäßig alle wichtigen Interessenvertreter zusammen.
Im Juni proklamiert sich die „Bunte Republik Neustadt“ (BRN) als nicht ganz ernst gemeinte Mikronation im Sanierungsgebiet. Die Organisation des Stadtteilfestes liegt bis 2001 in den Händen von Vereinen und Privatpersonen.
1991
Das Sanierungsgebiet wird förmlich nach bundesdeutschem Baurecht festgelegt.
1992
Die Stiftung Äußere Neustadt wird gegründet.
Die finanzielle Grundlage der Stiftungsgründung war die bis dahin nicht in Anspruch genommenen Hamburger Zuwendungen durch den Hamburger Architekten Herrn Wolfram Tietz.
1993
Das Amt für Stadterneuerung beauftragt die hundertprozentig städtische Tochter, die Stadtentwicklungs- und Sanierungsgesellschaft Dresden mbH (STESAD), die Stadtverwaltung bei der Erneuerung der Äußeren Neustadt zu unterstützen.
1995
Die Eigentumsverhältnisse von über drei Vierteln aller Grundstücke aufgrund von Anträgen auf Rückgabe seit 1990 sind zumeist geklärt. Mit einer Vielzahl an Sicherungsmaßnahmen konnte der weitere Verfall von mehr als einem Drittel aller Wohnhäuser gestoppt werden.
bis 1997
Das Nordbad als erstes EU-gefördertes Projekt in Dresden wird mit insgesamt 13 Millionen DM saniert.
bis 1998
Das Eckhaus Prießnitzstraße 18 wird als Stadtteilhaus saniert, seither pachtet der gleichnamige Verein das städtische Grundstück und betreibt es als soziokulturelles Zentrum.
1999
Die denkmalgerechte Sanierung der meisten Gebäude ist abgeschlossen, der drohende Abbruch zumeist verhindert.
bis 2000
Im Rahmen der Städtebauförderung wurden 2,47 Millionen Euro in die Sanierung von Häusern investiert, die von Baugemeinschaften bewohnt werden. Die 118 Wohnungen in den zehn geförderten Projekten werden überwiegend eigengenutzt.
Das Erneuerungskonzept, als Rahmenkonzept der Stadterneuerung, legt Wert auf Entkernung und Begrünung der einst eng überbauten Innenhöfe, wo neben Abstellschuppen der Mieter viele kleine Handwerks- und Gewerbebetriebe ihre Geschäftsräume, Werkstätten und Lagerflächen besaßen.
spätestens ab 2008
Die Finanzkrise verstärkt den Trend, dass Bauträger und private Grundstückseigentümer auch auf bislang unbebauten Arealen neue Häuser errichten.
bis 2009
Das Heinrich-Schütz-Konservatorium (HSKD) wird mit insgesamt rund 6,25 Millionen Euro saniert.
ab 2010
Das starke Bevölkerungswachstum bewirkt verstärkte städtische Investitionen in die soziale Infrastruktur, vor allem in Kindertagesstätten und Schulen.
bis 2016
Rund 2,17 Millionen Euro wurden in elf Platzgestaltungen investiert, darunter z.B. der Martin-Luther-Platz, der Scheunevorplatz und der Spielplatz „Louisengrün“.
bis 2017
Der Anteil der Haushalte mit geringerem Einkommen geht zurück, der Anteil derer mit höherem Einkommen steigt. Die hohe Nachfrage nach Wohn- und Gewerbeflächen hat zur schrittweisen Schließung kriegsbedingter Baulücken geführt.
bis 2018
In 16 Straßenbaumaßnahmen sind knapp neun Millionen Euro geflossen.
ab 2018
Inselverantwortliche übernehmen die Organisation des Stadtteilfestes BRN, das bis Corona in kommerzialisierter Form überlebt, für überschaubare Straßenabschnitte.
bis 2020
Mit Städtebaufördermitteln wurden im Sanierungsgebiet Vorhaben in einem Gesamtwert von rund 92 Millionen Euro finanziert.
Im Kneipenviertel Äußere Neustadt existieren rund 190 Lokale diverser Couleur.
Der Einwohnerzuwachs hat um 64,2 Prozent zugelegt von 10.166 am Jahresende 1990 auf 16.697 Ende 2020.
2021
Im Zuge des Klimawandels gewinnen Freiraumgestaltungen zusehends an Bedeutung für die Wohn- und Lebensqualität — die Sicherung der Sanierungsergebnisse wird wichtiger denn je.
Als letzte Förderprojekte werden die Sanierung der 15. Grundschule (li.) und des Gymnasiums Dreikönigschule abgeschlossen.
Seit Ende 2015 hat die nächtliche Kriminalität mit Rohheitsdelikten, Drogenkonsum, Diebstahl und sexuellen Belästigungen spürbar zugenommen. Die Polizei zeigt erhöhte Präsenz.
2023
Mit der Aufhebung der Sanierungssatzung wird ein langjähriger und erfolgreicher Prozess zur baulichen Rettung des schönen Gründerzeitviertels abgeschlossen.