Der Stifterpreis "Bunte Palme"
2018 hatte die Dresdner Stadtverwaltung ein zweistufiges Anmeldeverfahren für Sondernutzungen während des Stadtteilfestes Bunte Republik Neustadt (BRN) eingeführt. Anträge von sogenannten Inseln – Zusammenschlüsse aus Anwohnern, Gastronomen und Vereinen in kleineren Arealen des Festgeländes unter Leitung eines Verantwortlichen – erhielten dadurch einen zeitlichen und rechtlichen Vorsprung vor Einzelanmeldungen.
In insgesamt fünf Treffen legten die Anwesenden Teilgebiete fest, setzten jeweils einem Freiwilligen den sprichwörtlichen Hut auf, entwickelten Ideen und stimmten sich untereinander dazu ab. Für jeden Antrag musste nicht nur ein technischer Aufbauplan erstellt werden, sondern es waren auch Versicherungsfragen zu klären, Abgaben (Gema, KSK o.ä.) zu kalkulieren, Fördermöglichkeiten zu finden, Sicherheitsanforderungen zu bedenken, gegebenenfalls Toiletten bereitzustellen usw. Neben der Koordination der einzelnen Anwohnerbeiträge fungierte jeder Inselverantwortliche auch als Ansprechpartner für das zuständige Amt und im Falle von Verstößen für die Polizeibehörde.
Trotz dieser hohen Verantwortung, die auf den Schultern der einzelnen „Häuptlinge“ lastete, etablierten sich zehn Inseln. Um dieses aufwendige und teils mit persönlichen Risiken verbundene Ehrenamt samt den Leistungen aller Mitstreiter zu würdigen, lobte das BRN-Büro den Preis der „Bunten Palme“ aus. Dotiert war jede der drei Kategorien mit 333 Euro, welche die Stiftung Dresden Neustadt nach einem Antrag Mitte Mai kurzfristig in Aussicht gestellt hatte. Acht Inseln bewarben sich mit eigenen thematischen Gestaltungen, die sie optisch und inhaltlich erkennbar kommunizierten. Das Programmheft stellte sie mit ihren Ideen sowie die Stifterin vor. Darin befand sich außerdem eine Seite zum Ausreißen, mittels derer interessierte Gäste abstimmen konnten.
Insgesamt 130 ausgefüllte Zettel landeten im BRN-Büro in der Louisenstraße 32. Nach einem wilden Kopf-an-Kopf-Rennen erfolgte die Verleihung der drei Publikumspreise am BRN-Sonntagnachmittag auf der Bühne des Scheune-Vorplatzes. Christin Wagner und Tina Hölzel vom Drehwerk hatten zu diesem Zweck drei kleine Plaketten aus Ton angefertigt, die Dr. Gabriele Bernhardt vom Vorstand zusammen mit den Preisgeldern öffentlich überreichte.
Die „Bunte Luzie“, den Preis für die ausgefallenste Dekoration, konnte die Alausebim-Insel mit ihren aufwendigen Holzkonstruktionen nach Hause holen. Die Weide der schwarzen Schafe überzeugte mit ihrem vielseitigen Musikangebot und gewann die „Hier steppt die Maus!“-Palme für das beste Programm. Der wohl begehrteste Preis, der das nachbarschaftliche Engagement ehrt, ging an die größte Insel: Das Vogelschutzgebiet ergatterte die „All together now“-Palme.
Solcherart unkomplizierte Mikrokulturförderungen – eingeführt 2014 durch die Schwafelrunde und vom BRN-Büro 2018 übernommen – hatte sich somit als gutes Instrument erwiesen, die Stadtteilkultur, das freiwillige bürgerschaftliche Engagement und die lebendige Beteiligung der Anwohner zu stärken und wurde daher im Folgejahr wiederholt. Auch 2019 stellte die Stiftung 999 Euro dafür bereit.